Novembergedanken

Erst ma; es gibt keinen Herbst hier. Alles grünt und rein gar kein Baum lässt die Hüllen fallen. Ist irgendwie langweilig.

Und es gibt sie doch, die Zensur.
Davon abgesehen, dass manche Dinge überhaupt nicht oder erst mit grosser Verspätung publiziert werden (und dann auch noch “geschönt”), es werden auch die TV Programme zensilisiert.

Wenn in den HK Nachrichten oder sogar in der Werbung nicht angebrachte Meinungen verbreitet werden, kommt ganz plötzlich ne ganz seltsame chinesische Werbung oder irgendwelche Splitter von Sendungen. Nach kurzer Zeit ist der Spuk vorbei und es geht “normal” weiter. Erst dachte ich: die habens nicht drauf (die Technik). Aber jetzt ist es klar; es ist schlicht und einfach Zensur.
Obwohl, sie haben es doch nicht drauf. Ne hochwertige Zensur würde ich ja gar nicht als solche erkennen.
Was zensiert wird ? Woher soll ich das wissen ? Ist doch zensiert.

Und dann gibt es noch einige ganz unlustige Geschichten. Yahoo wird vorgeworfen, dass sie einen chinesischen Journalisten bei der Regierung verpfiffen haben, Cisco stellt angeblich spezielle Firewalls und Trackingsoftware für
die Regierungs-Internet-Zensoren, ne chinesische Firma stellt angeblich Collagen aus der Haut von Hingerichteten her, Menschen verschwinden ohne Verhandlung für Jahre in Arbeitslagern, der Respekt vor dem Alter schwindet und es gibt in Asien keine geregelte Altersversorgung, usw.
Könnt ihr alles beim Spiegel nachlesen.


Und es gibt sie doch (schon wieder ?), TaxifahrerInnen.
Letztens hat mich eine mitgenommen. Die erste die ich hier sah. Fuhr, wie viele Frauen, ganz vernünftig und defensiv.
Nur, mit “defensiv” kommt man hier nicht wirklich weiter (wirklich nicht, ehrlich, kein Machogeschwätz).
 

Chinesisch lernen hab ich mir jetzt endgültig abgeschminkt. Mir wurden zwar diese Woche mehrere (!) ( OK, nur zwei) Komplimente gemacht weil meine Aussprache fast (Danke) verständlich war und möglicherweise (Danke) sogar von Chinesen die mich nicht kennen verstanden werden könnte (Danke). Ist trotzdem furchtbar schwierig und ich seh keine Chance in absehbarer Zeit auch nur 2 oder 3 zusammenhängende und vielleicht sogar noch der Situation angepasste Sätze von mir zu geben. Verstehen tu ich sowieso fast nics.
Lustig isses immer wenn Kollegen und -Innen einen hinpalavern, dass dir schwindelig wird und ich aber den Sinn oder zumindest die ungefähre Richtung mitkrieg. Dann frag ich ganz unschuldig auf english obs hier oder darum geht und sie gucken mich ganz erstaunt an. Ich seh deutlich wies hinter der Stirn arbeitet: Versteht er uns am Ende doch ? Wär ja peinlich.
Manchmal, im Eifer des Gefechts, rutschen mir ein paar deutsche Wörtlein raus. Und dann gucken se mich noch schräger an:
Was redet denn der jetzt zusammen ?
 

Letztens auf dem Weg zum Kunden aus Kinschbach war ich spät dran und hab statt Bahn Taxi gewählt. Dem Taxifahrer erzählt, dass ich zur Che Gong Miao U-Bahn Station (diitje-tschaan) will. Nach ein paar Kilometern will der mir ernsthaft weismachen, wir wären da wo ich hinwill.
Guter Mann, ich versteh ja kein Wort, dafür hab ich nen Stadtplan. Und wir sind definitiv NICHT da wo ich hin will.

Er schaut sich den Plan lange an, nickt mehrmals bedächtig und fährt wieder los. Und zwar noch ein gewaltiges Stück.
Ich versuch mein Glück mit dem Hotelnamen (wo der Kunde wohnt) auf english; Kopfschütteln.
Ich versuch mein Glück mit dem Hotelnamen auf chinesisch, da hätt er vor Lachen fast nen Unfall gebaut.
Würde mich ja schon interessieren was ich da im Unverstand gesagt habe.

Unterwegs seh ich ein Hinweisschild zur U-Bahn, sag dem Fahrer er soll anhalten, was dieser aber völlig ignoriert.
Wahrscheinlich hat mich mein schlechtes chinesich diskreditiert.
Knapp zwei Kilometer weiter hält er an, zeigt auf den Plan und meint wir wären da. Na Klasse, der Name der U-Bahn Station kennzeichnet also ein Stadtviertel. Kann ich ihm ja nicht zum Vorwurf machen, dass er mich letztendlich da hingefahren hat.

Also maschier ich recht lange zurück zum U-Bahnwegweiser und dann noch länger bis endlich die U-Bahn Station auftaucht.
Ein Blick zur Uhr; 10 vor Neun. Cool, da bin ich sogar noch pünktlich im Hotel (dachte ich, naiv wie ich eben bin).
20 Minuten die Strasse hoch und runter gehetzt, mehrere Passanten angemacht, kein Hotel gefunden.
Den Kunden angerufen, der wusste leider nur, dass er im Hotel ist. Wo das Hotel und die U-Bahn sind war im völlig unklar.
Zum Glück hatte er einen chinesischen Mitarbeiter dabei. Der allerdings war aus Dongguan und kannte sich in Shenzhen überhaupt nicht aus. Er probiert mal das Hotelpersonal nach dem rechten Weg zu fragen, hat er gesagt.
Mir war das zu unsicher, so hab ich eben Victor angerufen, den Hotelnamen durchgegeben und ihn gebeten die Adresse zu checken.
Fünf Minuten später ruft Victor zurück, kann sich das Lachen nicht verkneifen und eröffnet mir eiskalt, dass sich das Hotel auf der anderen Seite der Stadt befindet. Ähem ..... aber ... also ... er hat dann aber gemerkt, dass er nach dem falschen Hotel gesucht hat und ich selbstverständlich am richtigen Ort bin. Hätt mich sonst echt schockiert.

Zwischenzeitlich irren der Kunde und sein Mitarbeiter durch die Gegend, die Nachfrage beim Hotelpersonal wahr wohl nicht wirklich ein Erfolg. Alles in allem hat es knapp über eine Stunde gedauert bis wir uns trafen.
Und dabei warn die grade mal 500 Meter entfernt.

Shenzhen kann manchmal ganz schön ver(w)irrend sein.