ein Kaufladen namens Mixc

Beim Mixc war ich schon mal, hatte aber keine Kamera dabei. Da ich euch die Bilder nicht vorenthalten wollte, schreib ich eben erst jetzt, nach dem Fototermin, über diesen “Kaufladen”.

Zuerst war da die Frage an Denver: “Gibt es an der Lao Jie Station was besonderes, weil da immer ewig viele Leute ein- u. aussteigen ?”
“Ja, da gibts es viele viele Läden. Aber das ist nur für Chinesen gut. Ich empfehle dir zur Da Ju Yuan Station zu fahren, dort ist es besser.”
Trotzdem, nach Lao Jie geh ich auch noch.

OK, ab nach Da Ju Yuan, raus aus der Metro und rein ins nächstbeste Kaufhaus. Seltsames Ding, Bücher über Bücher (natürlich alle in chinesisch) und sonst nix, abgesehen von wahren Menschenmassen. Wer auf menschliche Sintfluten steht, so wie beim grössten Rockkonzert der Welt vor dem Bierstand, dem kann ich den Laden hier nur empfehlen. Mich allerdings beschlichen langsam klaustrophobische Gefühle und so bin erst mal nach draussen geflüchtet. War aber gar nicht so leicht. Irgendeine Intelligenzbestie hat die Rolltreppen vertauscht. Fährt man mit der Rolltreppe nach oben, geht auf die andere Seite zur anderen Rolltreppe, stellt man fest, dass diese Rolltreppe ebenfalls Leute nach oben bringt. Wo ist die Rolltreppe nach unten ? Es gibt keine. Ganz verschämt in einer Ecke, hinter einem Verkaufsstand, ist der Treppenabgang. Jener wiederum ist mit erstaunlich vielen, auf der Treppe sitzenden und irgend etwas essbares (oder auch nicht) verzehrenden Menschen bevölkert. Na ja, so gesehen, nach der erschöpfenden Suche nach dem Ausgang, habe ich auch Hunger. Jetzt aber nix wie raus hier. Unten, kurz vor dem endgültigen Ausgang, ist ein kleiner 7eleven (sehr klein). Da passen nur 4 Leute rein, es tummeln sich aber mind. doppelt so viele da drin. Sieht ansprechend aus, wie sie da so durch- und übereinander unterwegs sind.

Endlich draussen. Diesmal nicht wieder zurück zur U-Bahn sondern über die Fussgängerbrücke zur anderen Strassenseite.
Dort angekommen irre ich ein wenig hin und her und finde keinen Kaufladen. Sehr sehr seltsam. Was tun, noch ein wenig in dieser unglaublich schwülen Hitze umherirren oder gleich wieder heim fahren ?
Da fällt mir auf, dass im Gegensatz zum U-Bahn-Eingang auf der anderen Strassenseite (wo ja viel los ist, in Book City), hier auch wieder extrem viele Menschen den U-Bahn-Ein/Ausgang nutzen. Wohin, woher ? Ich also gleich mal wieder in die U-Bahn und den Leithammeln hinterher getrottet. Tatsächlich, nach langem Marsch durch unterirdische Gänge kommt ein Pizza Hut in Sicht, gleich daneben ein mexikanisches Restaurant, gegenüber ein Starbuck und hinter den dreien .... DAS MIXC.

Ist ein fettes Teil. Die Bilder geben solche Grössen ja immer nur sehr unvollkommen wieder. Aber bei manchen Bildern könnt ihr euch schon vorstellen, dass die Postgalerie eines der kleineren Häuschen ist. Und sooo klein ist die ja auch nicht.

Gibt schon ganz interessante Läden hier (für euch Frauen wär das geil, wenn die Kreditkarte mehr hergeben würde ;-)), leider
a) nix in meiner Größe (Klamotten)
b) keine Zigarettenetuis für meine “Double Happiness” in der Dose (von den silbernen für 60 Euer mal abgesehen)
c) keine Schuhe über 43, ausser Massanfertigung, ist aber wegen mangelnder Chinesischkenntnisse gescheitert
d) kein Souvenirshop, von extremem Kitsch (den ich niemandem antun will) mal abgesehen
e) keine Waagen und/oder Toster im Elektronikmarkt

Dafür haben sie hier eine Eislaufarena, nach Eigenwerbung die grösste Indoor-Arena in Südostasien. Ist wirklich nicht klein das Ding. Und eine Riesenschlange vor der Kasse.
Und ein Kino ist auch da. Wenn ich mal richtig Bock auf chinesisch movie hab, geh ich rein.

Und es gibt einen Supermarkt namens OLÉ.
Der ist echt klasse. Der erste im Umkreis von ein paar Kilometern rund um meine Wohnung, wos Käse (!) und andere Importwaren gibt. Die Preise jedoch ....
Ein Beispiel: Paulaner Weizenbier (0,5er Flasche) kostet 25 RMB (ca. 2,55 Euro).
Im Paulaner Sales Point Shenzhen (den ich immer noch nicht gefunden habe) kostet die nur 12 RMB.
Und auch Lebensmittel aus Dland sind deutlich teurer als daheim. Andererseits, es gibt sie hier.
Die Ulli hat mir erzählt, sie hätte kürzlich Bahlsen Salzstangen (alles klar Camilla, du kannst kommen) und Fischlis entdeckt.
Ach, bei der Gelegenheit, hier hat ein Metro Großmarkt aufgemacht. Die Ulli und der Werner haben sich aufgemacht am Eröffnungstag das Angebot zu begutachten. Leider kamen sie nicht mal bis aufn Parkplatz. Muss noch fragen wo der ist, will mich da auch mal umschauen (wenn sichs beruigt hat, das Volk).

Zurück zum OLÈ, ist ein kleiner Supermarkt mit einem sehr interessanten Sortiment. Zwar etwas teuer, ab und an muss man sich das aber einfach leisten dürfen können.


Wegen Zigaretten nochmal:

Die meisten von euch wissen ja, dass ich im Bezug auf Essen sehr “pflegeleicht” bin.
Einigen Kollegen hier ist das auch schon aufgefallen und noch mehr, dass ich im Bezug auf Zigaretten und Bier nicht so äh schwierig bin. Bier gibts ja genug hier, auch anständiges. Und Zigaretten, hab bisher 5 Sorten chinesische probiert, kaufe mittlerweile keine ausländischen mehr weil die a) teurer (vieeeel teurer) sind und b) meistens deutlich schlechter schmecken und riechen als die heimischen. Und haben so tolle bunte Schachteln und so hehre Namen: Double Happiness, Chungwa, Baishan, Temeisi, etc...

Und noch ein paar Wörtchen. Bin mit Cherry um den Block gezogen (ohne Bier, am Tage) und hab mir paar Sachen erklären lassen. Z. B. Shenzhen: wie man auch bei anderen lesen kann, hat Shenzhen einen guten Ruf. Jedenfalls wollen viele hier her. Cherry meinte, dass eine der besten Städte in China wäre. Auf die Frage von wie vielen denn kam die Antwort: 4-5.
Und tatsächlich, mögen auch in Shanghai, Beijing, Hong Kong viel mehr Deutsche, Europäer, Westler leben und sei das Angebot für diese Gruppe dort viel besser ... ich finds gut hier (grundsätzlich, hätte ja viel schlimmer kommen können ...)

Noch ein paar andere Worte: Rechtschreibung und Grammatik, da mach ich mir nun keine Sorgen mehr, ihr kennt mich gut genug um (wahrscheinlich) zu wissen, was ich da wohl gerne schreiben hätte mögen. Korrekturen werden sich daher in Grenzen (enge die selbigen) halten.

Andere Worte:
Bei vielen kleinen Läden, Buden, Geschäften überlege ich, wie die wohl ihr Geld verdienen und ob es reicht.
Ich sehe viele Schattenseiten und auch Licht an und in dieser Stadt, viel Armut, Verschwendung, Gleichgültigkeit, Hilfsbereitschaft, Wärme, Kälte .... Einerseits, die Menschen hier sind anders, ganz anders wie in Europa, andererseits, die Menschen in Shenzhen scheinen ein kunterbunt gemischtes Volk aus allen Landesteilen zu sein. Nicht und vielleicht doch typisch für China.
Und Shenzhen boomt, das zieht alle an die eine Chance suchen, eine Chance für Glück, Arbeit, Essen, Reichtum, Leben, überleben ....
Ich sehe beinahe täglich Bettler, Frauen und/oder Männer mit Kleinkindern die aus Mülleimern verwertbares suchen (verwertbar scheint fast alles zu sein), die aus Mülleimern nicht ganz geleerte Wasserflaschen holen und die Inhaltsreste sammeln, Gruppen die mit zum Laster umgebauten Rischkas Spermüll sammeln, Frauen Männer manchmal mit Kleinkindern manchmal die ganze Familie die auf der Strasse ein Geschirrtuch voll Obst verkaufen, und immer wieder die Ratschläge von Kollegen und Kolleginnen im Kopf: beachte SIE nicht, lass dich auf nichts ein, gib nichts, sei um(vor)sichtig ...
Es ist immer schwierig, wenn man Zeit und/oder Gründe zum (Nach)Denken hat.
Immer das gleiche Problem, weiss man es, hört man es oder sieht man es.
Und ich sehe wenige (sehr wenige) ältere Menschen, dies könnte eines DER Probleme Shenzhens in der Zukunft werden.

ich überlege gerade, dass viele dieser Eindrücke wohl an mangelnder Reisetätigkeit in meiner Vergangenheit liegen.
Mehr reisen lässt einen viel mehr sehen, manchmal lässt es einen aber auch mehr abstumpfen.
Und dass wir in Europa die gleichen Verhältnisse (mehr oder weniger) haben, will doch niemand ernsthaft bestreiten oder ?

Und noch was zum Thema Lohn:
Ich schrieb bereits über die Dame, die meine Wohnung einmal die Woche reinigt oder den Friseur mit der ewig langen Massage (und hab mich über die Preise gefreut) oder die günstigen Lebensmittel im Supermarkt.
Vermutlich kann man hier mit, für einen Deutschen, wohl unglaublich geringen Mitteln überleben. Denkt an den Artikel vom Spiegel, Stundenlöhne unter 1 Yuan. Da verdient meine Reinigungsdame ja geradezu viel (10 Yuan pro Stunde) im Vergleich. Jemand den ich kürzlich kennen lernte, erzählte mir von einer Hausdame, die kocht, putzt, geht einkaufen, kümmert sich öfter bis spät abends um die Kinder. Eine 6tage Woche für 600 Yuan im Monat. Rechnet euch mal den Stundenlohn aus. Und glaubt bitte nicht, dass sie nur 4 oder 5 Stunden pro Tag arbeitet.
Ein Hunni als grösster Schein lässt eben doch Rückschlüsse auf das generelle Preisniveau zu. Das was mir nicht billig oder gerade angemessen erscheint, ist wohl für (sehr) viele unerschwinglich. Aber das ist ein ganz anderes (weltweites) Thema.
‘Oder ganz unverschämt gefragt: Wer will wirklich aufgeben was er/sie hat ?
Die Antwort ist klar: (fast) niemand (ich schliesse mich da nicht aus, du vielleicht ?)

Und noch was anderes:
Bei vielem was die Menschen hier essen, weiss ich nicht was es ist. Vieles riecht seltsam (ungewohnt) und oft riecht es gleich, scheint so, dass einige das gleiche (vorzügliche, populäre) zu sich nehmen.
Was im Supermarkt so angeboten wird sieht öfters mehr als seltsam aus. Letztens habe ich Füsse mit Klauen dran gesehen, keine Ahnung von welchem Tier, vermutlich Huhn (da sind sie anscheinend ganz verrückt danach). Ob dies nun für den Verzehr durch Menschen oder Tiere gedacht ist, ich weiss es nicht. Um ehrlich zu sein, ich will es gar nicht wissen.
Und beim McD war ich immer noch nicht.
Und Lieferservice von Essen an den Arbeitsplatz oder nach Hause oder von Einkäufen nach Hause ist nicht ungewöhnlich sondern normal (wie mir scheint).

Genug jetzt, Gute Nacht.