nach 18 Tagen

(Freitag 24. Juni 2005)

 Yo, mir geht es soweit gut.
Ich sitze gerade in meinem geilen 70qm 2-Zimmer Apartment (Hotel) und schau den Jungs (mittlerweile 4) zu, wie sie ganz hektisch (ah jetzt kommt noch ne Frau dazu) versuchen das elektronische Türschloss zu reparieren.
Bin ja schon vor einer Stunde angekommen, hat dann aber 40 min gedauert bis mal einer die Tür aufgekriegt hat.
Na ja, scheint ein Fehler von hoher Qualität zu sein (grins).
Hab mich während der Warterei mit dem Ober-Zimmerkellner unterhalten und beim Gespräch übers deutsche (?, er hat damit angefangen) Wetter erwähnt, dass die deutschen Haushalte gewöhnlich nicht über eine erkondischn verfügen. Er wollts einfach nich glauben, hab ihn wohl in eine tiefe Sinnkrise gestürzt.
 
Der ganz normale Wahnsinn ist nicht mehr ganz so aufregend (obwohl, manches Wahnwitzige steigert sich täglich).
Lustig wird es immer wenn die anderen was von dir wollen aber kein english sprechen (oder noch schlimmer; nicht verstehen).
Meine Chinesisch-Kenntnisse kannst du fast vergessen, fast, immerhin hab ich heute verstanden, dass der Taxifahrer nicht wusste wo mein Hotel ist und ansonsten krieg ich ab und an einzelne Wörter mit.
Das Hauptproblem sind die verschiedenen Dialekte (und natürlich die Quasselgeschwindigkeit der nativen) und jeder ist wohl der Meinung, dass seine Aussprache und Grammatik das Maß der Dinge sind.
 
Was mich zur Zeit noch etwas verwirrt (außer Sprache und Mentalität und das ich nie weiß wo ich bin) sind
a. die Autofahrer, hupen konsequent und ständig (nennt man Prophylaxe, glaub ich) und nehmen NULL Rücksicht auf Fußgänger (nun ... die Fußgänger halten sich genauso wenig an irgendwelche Regeln)
b. die ganze Stadt ist verfliest, meistens auch noch glatte Fliesen. Wenn es dann, so wie seit zwei Wochen jeden Tag, regnet hast du einen verflucht gefährlichen Weg zu gehen (hab schon interessante blaue Flecken und Kratzer und etc...)
c. die meisten (eigentlich alle) sagen weder Tag noch Tschüss, wenn mal einer so was macht ist er entweder auch ein Fremder oder er verdient sein Geld irgendwie durch meine Anwesenheit.
d. hier im Hotel wie auch im Supermarkt sind die Angestellten extrem zuvorkommend ... und stehen sich dabei ständig selber im Weg
 
z. B. Frühstück: fragt mich die Dame mehrmals ob ich nicht noch dies oder jenes möchte, irgendwann bestell ich eben ein  Omelette damit sie Ruhe gibt. Postwendend zählt sie die möglichen Zutaten auf. Nur Eier und sonst nix wird nicht akzeptiert. Notgedrungen nehme ich Pilze dazu. 3 min später kommt ein Herr, entschuldigt sich peinlich oft und bedauert sehr keine Pilze zu haben. Ich nehm das hin und sag, dass es mir gar nix ausmacht. Das Omelette kam nie.
Oder, wenn ich die Kaffeetasse länger als ein paar Sekunden halte, kommt sofort jemand mit der Kanne und will nachschenken.
Nach einer halben Stunde trinkt man immer noch aus der halb gefüllten Tasse und hat überhaupt keinen Plan wie viele Tassen eigentlich schon weg sind.
Aber ... ich hab sie getestet. Wenn die Leute mal gerade unaufmerksam sind, schnell Tasse leeren und warten ... und warten .... und warten ... nach 15 min hab ich dann eine Dame zum nachschenken gerufen.
 
Hier im Hotel ist es nicht möglich eine (öffentliche) Tür selbst zu öffnen, sofort kommt einer angespratelt und öffnet, manchmal kommen auch zwei (ziehen diametral (jeder ist eben das Maß der Dinge ), ist lustig, wenn man’s nicht eilig hat).
 
Oh, die Internetverbindung ist weg. Warum passieren solche Sachen immer am Wochenende.
Und warum immer im Verein mit anderen Unpässlichkeiten ?
 
Nun denn, ist schon spät.
Muss noch einiges packen, morgen geht es dann in die neue Wohnung.
 
 
 
 
(Samstag 25. Juni 2005)
 
Der heutige Tag war recht anstrengend, mit tun immer noch die Füße weh und noch einiges andere mehr.
Draußen kommt die Sonne raus, könnte ein schöner (leider auch sehr heißer und feuchter) Tag werden.
Also, es ging um 10 los, Victor hat mich am Hotel abgeholt und wir sind zum Immo-Agent gefahren. Dort haben wir dann über eine Stunde auf die Wohnungseigentümerin gewartet. Nach einigen weiteren Unterschriften (die Dame des Hauses musste zusätzlich noch Fingerabdrücke hinterlegen ??) ging es endlich in die Wohnung.
 
Na toll, da war überhaupt nix ausgeräumt, drei Stunden warten bis die Dame endlich einige Ihrer Sachen draußen hatte, die wird wohl noch öfter kommen müssen.
 
Zwischendurch sind wir zum Supermarkt und haben Bettwäsche besorgt. Als wir zurückkommen ist die Dame weg.
 
Dann mit Victor ab zum Computershop, brauch ein paar Kleinigkeiten.
Das hast du bestimmt noch nie gesehen.
Ein riesen Hochhaus mit sechs Stockwerken aber jedes riesengroß und da drin, ich schätze mal 100 Verkaufstheken. Ein totales Chaos, Gewusel und Geschrei.
In Deutschland geht man in den Laden und kann zwischen 3 und 8 Modellen wählen. Hier muss man erst mal zwischen 100 Läden (pro Etage) wählen und dann noch zwischen unglaublich vielen Varianten.
Ich hatte überhaupt keinen Plan mehr, hab aber alles gekriegt (Dank an Victor für seine Geduld und (Ver)Handlungsfähigkeit).
Allerdings, alleine habe ich da drin keine Chance.
Und dann noch Victor mit einigen Ermahnungen, mein Portemonnaie zu sichern. Habe viele Leute beobachtet die ständig an ihren Hosen- oder Jackentaschen gefummelt haben, fange auch schon damit an. Wer weis, ist besser als wenn es geklaut wird.
Übrigens, mein Portemonnaie ist recht alt (so an die 10 Jahre, fällt langsam auseinander), muss aber nicht eines sondern zwei neue kaufen.
Ist so, brauche für die Metro in SZ eine Karte (RFID Chip), brauche für die Metro in HK eine Karte (RFID Chip) und hab noch die
Eintrittskarte zum Apartmentblock (RFID Chip) und hab zwei Währungen (HK Dollar und China RMB und Kreditkarten; braucht alles viel Platz).
Und jetzt halt mal ein Portemonnaie mit allen Karten über ein Lesegerät ... na ?
 
Zwischendurch hat die Dame angerufen und gemeint sie wäre wieder in Wohnung, der Immo-Agent käme gleich vorbei und will nochn paar Unterschriften (schon wieder ??).
Sie macht gerade noch etwas sauber, ob sie die Bettwäsche aufziehen soll ? Ja, gerne.
Soviel wieder zur Hilfsbereitschaft wenn jemand Geschäfte mit dir macht.
 
Irgendwann war auch der Agent da und dann sind alle verschwunden. Mittlerweile 18 Uhr.
 
Da saß ich nun in der Wohnung, was nu ? Erst ma shoppen gehen.
 
Supermarkt ist ja grade mal 400 Meter weiter (McDonalds (da wollt ich rein aber die Schlange war einfach zu lang) 150 Meter (Metro Station 500 Meter)).
Und der chinesische Al-Natura 400 Meter.
Die Bank ist um die Ecke, Fitnesscenter im Haus, Pool genau vorm Balkon und 24 Stunden Imbiss vor der Tür (Blocktür, ca. 50 Meter).
Zur Firma muss ich die Metro nehmen, einmal umsteigen, rechne mit 30 Minuten.
Die Lage der Wohnung ist recht gut wie mir scheint (allerdings; ich hör sie hupen, da unten auf der Strasse).
 
Zurück vom shoppen mit einigen schweren Taschen, erst mal auf die Couch gesetzt und n Bier aufgemacht. Langsam Sachen einräumen und zum Abendessen chinesische Hefeteigbällchen mit Butter. Ist wie bei uns Dambedai bloß viel weicher. Überhaupt, anständiges Brot kennen sie hier nicht. Ist alles weich und meistens süß.
 
Zum Glück gibt’s ja noch andere Ausländer die wohlbekannte Leidensgenossen etwas unterstützen.
Ein Kunde (Tom Theol (ist aber schon 20 Jahre in HK), offensichtlich sehr zufrieden mit meiner Arbeit (klar war ja Samstag und Sonntag)) hat mir vor zwei Tagen Pumpernickel, alten Gouda, Wein und Whiskey zum Geschenk gemacht (oder Bestechung ???).
Der Pumpernickel kommt aus USA, sieht aus und schmeckt wie ganz normales Vollkornbrot.
Echter Pumpernickel hätte wohl keine Marktchancen in Amiland.
Der Gouda war echt alt (trocken) und sehr gut, muss fragen wo in HK der Supermarkt ist.
Den Wein (aus Australien wie der Kunde) konnt ich nich probieren, hatt kein Öffner.
Und den Whiskey (schottisch) heb ich auf für schlechte Zeiten 
Zusammen mit Butter aus Neu-Seeland und Kingway Bier aus China (Werbespruch : With The Best Malt And German Technology), war das ein echt gutes Abendessen (man wird hier immer genügsamer, he he)
Ach ja, wo der Käse herkam ? Keine Ahnung, vielleicht aus Holland.
Genau, Käse; also .. in dem einen (chinesischen) Kaufhaus gab es eine Sorte (Scheibletten), bei Wal Mart gab es immerhin drei Sorten (Scheibletten), im Kaufhaus um die
Ecke gibt’s es eine Sorte (na, was wohl ?). Was die wohl auf die Pizza machen ? Bei Pizza Hut war ich jedenfalls noch nicht, mal sehn.
Muss echt fragen wos den Gouda in HK gibt.
 
Die erste Nacht hier warn bisschen seltsam , hab nicht gut geschlafen, bin aber sicher, dass ich mich an die Bude gewöhnen werde (die Möbel sind ja schon seltsam (und die Deko erst) und das Bett etwas kurz).
 
 
 
 
(Sonntag 26. Juni 2005)
 
Spät aufgestanden (9.30 (Camilla lacht sich jetzt tot, daheim wär das extraordinaire früh für mich)) und nicht richtig wach. Erst mal n Kaffee reinpfeiffen . Gibt hier leider nur Instant Kaffee. Na was solls, in der Stadt hab ich Starbucks gesehen. Da werd ich wohl öfter hingehen.
 
Ab in die Dusche, eigentlich ne ganz normale, und gleich festgestellt, dass der Ventilator im Bad kaputt ist und die Toilettenspülung leckt.
Jetzt fällt mirs wieder ein, da war ein Riesenpalaver auf chinesisch und ich glaube es ging eben um diese Missstände.
 
Kleines Frühstück zu mir genommen, chinesische Hefebällchen und so eine Art Brot, leider viel zu weich.
 
Um elf kam dann eine andere Dame. Die hat Victor organisiert um die Wohnung gründlich zu reinigen.
Hat sie auch ganz ordentlich gemacht, obwohl ich kein Wort verstanden habe, sie natürlich auch nicht.
Nach knapp zwei Stunden hat sie zu verstehen gegeben, dass sie fertig ist.
Ich hab dann versucht auf chinesisch Danke zu sagen und sie gefragt was das nun kostet.
Hab zwar völlig falsch gesprochen aber sie wusste was ich meine.
Sie hat dann 30 Yuan (iüan oder so ähnlich)  verlangt.
Das sind ca. drei (!!!) Euro. Da kommt Freude auf, oder ?
Ich hab ihr dann 40 gegeben, worauf sie sich fast überschlagen hat.
Camilla meint Victor muss da gleich noch mal ran, sie soll regelmäßig zum putzen kommen und gleich noch waschen und bügeln (eigentlich keine schlechte Idee).
 
Aber mal ehrlich, von 1.50 Euro die Stunde kann auch eine sparsame Chinesin nicht leben, schon gar nicht in einer Stadt wie Shenzhen.
Andererseits, das war ein Nebenjob, hauptberuflich macht sie das ganze Gebäude sauber (glaube ich, so ganz genau konnt ich der Unterhaltung ja nich folgen).
 
 
Ist schon seltsam hier, Elektrozeug ist teilweise teurer als in Deutschland.
Und Victor meinte gestern, alles Hitech Zeug oder hochwertige Markenware soll ich in HK kaufen, wäre dort billiger. Nur das noname Zeug was wir gestern in Computer-City gekauft haben, das ist echt billig.
Ich verstehs nich, hab auch in HK schon einiges gesehen (und das waren keine Touriläden) was teurer war als daheim.
(also Stipe, vergiss es, es sei denn du willst noname ohne Garantie)
Leute, es wird hier produziert und ohne Transportkosten, Zölle und recht hohe europäische Verbrauchssteuern sollte es doch billiger sein. Ist es aber nicht.
Andererseits, Lebensmittel und in die Kneipe gehen ist sehr günstig.
Wenn man nicht gerade Volvic oder Evian kauft (1.5 Liter Flasche für 4 Euro) zahlt man nur die Hälfte dessen was man bei Aldi hinlegen würde.
Ach ja, was mir abgeht, Mineralwasser mit Gas gibts nich, ab und an höchstens mal Sodawasser in Dosen (und der Käse natürlich und Salami kennen sie auch nicht, beim Schinken bin ich mir nicht sicher, was ich an getrocknetem gesehen habe, na ja... das ließ meiner Fantasie freien Lauf).
 
Und die U-Bahn Preise erst.
Vom Büro zur Grenze nach HK (2 Km) 25 Eurocent
Von der Grenze zum Büro in HK (4Km) 2.80 Euro !
Von Tsim Sha Tsui (wo mein erstes Hotel war) zum Büro in HK (ca. 10 Km) 2.50 Euro.
Das versteh einer. Victor meinte von China nach HK verlangen die HK Verkehrsbetriebe Sondertarife (heißt extrateuer).
 
Dagegen ist Taxifahren fast schon lächerlich preiswert.
Die ersten 2.4 Km kosten 1.25 Euro und dann 15 (25 ?) Eurocent je weitere 600 (400 ?) Meter oder 60 Sekunden (glaub ich jedenfalls, muss mir echt noch mal die Preisliste ansehn).
Erzähl das mal den Karlsruher Fahrern.
 
Jo und es regnet immer noch, meine Zigaretten sind alle und ich brauch dringend Wasser (aus dem Hahn will ichs nicht unbedingt trinken). Aber ich hab kein Bock mit schweren Taschen und Regenschirm durch diesen lauwarmen Regen zu latschen.
Außerdem wollte die Dame des Hauses heute kommen und Ihre Bettwäsche abholen (die zum trocknen immer noch auf dem Balkon hängt).
Ach ja, auf dem Balkon steht auch eine Waschmaschine.
Aber ... erstens habe ich keinen Plan von Waschmaschinen und im übrigen ist diese, wie alle Geräte (und sowieso alles), mit chinesischen Zeichen beschriftet.
 
Was solls, jetzt ist 17 Uhr, die Dame wollte um 15 kommen, ich werd mich mal auf den Weg zum shoppen machen.
 
Im Supermarkt wars tierisch voll, anscheinend arbeiten die alle auch Samstags und gehen Sonntags einkaufen.
Ich hab einiges gekriegt wie Kleiderbügel, Messer Gabel Scher und Licht, Hefebällchen (gehörn irgendwie dazu), sogar eine gekrümmte Fingernadelschere (sonst gibt es eigentlich nur Clipper), Gewürze (wird noch lustig, Name und Inhaltsangabe in chinesisch), Topfschwamm, Geschirrtuch, Hausschlappen (zum Glück nur 2 Nummern zu klein, alle anderen Schuhe hörn bei 43 auf), Pasta (italienisch, keine chinesisch Nudeln) und ... REIS.
War gar nicht einfach mit dem Reis, kleine Päckchen (so 250 oder 500 Gr.) gibt’s nich, das kleinste was ich gekriegt hab warn 5 Kilo Sack.
 
Der Heimweg war etwas beschwerlich, schätze mal ich hatte so an die 20 Kilo dabei.
Verdammich, bin grade voll ausgerutscht auf den sch...glatten Fliesen, konnte mich grade noch so fangen.
 
Ist cool, brauch nie meine Karte vorzeigen, bin wohl der einzige Wessi hier und die Security kennt mich schon.
Trotzdem, bei dem Klima 20 Kilo ein paar hundert Meter schleppen lässt dich triefen ohne Ende, ist echt nich spaßig.
 
Zurück im Apartment; also, die Dame des Hauses hat sich nicht blicken lassen.
Werd erst mal den Reiskocher ausprobieren - macht echt seltsame Geräusche, was rauskam war etwas feucht und klebrig (ist ja auch für Stäbchen) aber essbar. Mit Sojasauce und Pfeffer (ich hab tatsächlich Pfeffer gekriegt obwohl ichs ja nich lesen konnte) schmeckts eigentlich wie immer (das lässt eindeutig auf meine Essgewohnheiten der letzten Jahre schließen, gell?).
 
OK, jetzt is genug ich geh ins Bett.
 
Details zum shoppen und mein erstes chinesisches Abendessen (im wirklich chinesischen Schuppen (nix Tourikneipe) gibts ein ander Mal.
 
 
PS: hab noch nie nen Reisebericht verfasst, stelle gerade Defizite der Kenntnis der deutschen Sprache fest.
Bitte rechtshreibfeeler (hey, einige sind Absicht (erklär das mal Word)) zu entschuldigen.