ein Auto ohne Nummernschild und ein Flug-Zug der nicht fuhr

Samstag 19.11.2005

Cherry hat das schon lange angekündigt und jetzt ist es soweit. Wir gehen ein Auto kaufen.
Die gute Frau hat sich für einen Buick entschieden. Einfach so. Gründe konnte sie mir keine nennen (oder wollte nicht ?).
Angehende Mittelklasse, 4-türig, Kurzheck, Automatik, 1.6 Liter 4-Zylinder, silber, PS ?.
Das Auto steht schon beim Händler, Cherry will den Kauf perfekt machen, hat aber immer noch keinen Führerschein. So hat sie mich gebeten eine kleine Probefahrt zu machen. Probefahrt ist gut, beim Händler 5mal um die Hütte gerauscht (Strasse ging nicht weil kein Nummernschild) und das wars.

Das Autochen ist ganz OK, bisschen schwach beim Beschleunigen, aber da man hier ja eh fast immer im Stau steht geht das in Ordnung. Und für die Cherry ist es wohl auch sicherer, wenn die Kiste nicht gar so gut abgeht. Bin ja echt gespannt wann sie endlich ihren Schein kriegt.

Ich hab nämlich gar kein Bock hier den Chauffeur zu spielen. Wärs mein Auto könnts ja evtl. noch Spass machen. Aber mit nem fremden Auto ist mir das zu heiss. Abgesehen davon weiss ich gar nicht ob mein Schein hier überhaupt gilt.
Hey ey, der ist schlappe 18 Jahre alt und über das Bild da drin haben wir uns köstlich amüsiert.
Ich hatte den schon ewig nicht mehr angeschaut. Bisschen vergammelt, na ja, nach der Zeit. Ein Lappen eben.

 

Sonntag 20.11.2005

Ich sitze gerade im Flieger nach Shanghai. Eben wurde Essen serviert. Aus allseits bekannten Gründen nicht für mich.
Ich wollte etwas Musik hören, leider hat es sich noch nicht bis zur Kabinencrew rumgesprochen, dass mein Handy einen speziellen Flugzeugmodus besitzt, der das Musikhören auch während des Fluges erlaubt. Es sieht nun mal aus wie ein Telefon und trotz verzweifelter Erklärungsversuche meinerseits: Please turn it off, OK ? Also guuut ....

Den Flug hat Simon für mich gebucht, hatte da keine Probleme. Das erste kleine Problemchen war: wie komme ich zum Flughafen und wo ist der überhaupt ?
Nach meiner Erinnerung gibts in SZ nur einen. Also bin ich ins Taxi gestiegen und hab dem Fahrer gesagt, dass ich zum Flughafen (airport) will. Das hat er nicht ganz verstanden. Ich weiss ja was das auf chinesisch heisst, weiss aber nicht wie mans ausspricht. Dem Taxifahrer das Ticket gezeigt und dann hat ers verstanden. Hat das chinesische Wort für Flughafen gesagt und anschliessend die recht freie Übersetzung: aeroporti. Na, wenns hilft....

Die Fahrt ging recht schnell, nur ca. 30 Minuten. Alle sagten, dass soll eine Stunde dauern, mindestens. So war ich ein ganzes Stück zu früh dort.

Am Flughafen war ich dann etwas desorientiert. Alles in chinesisch und nur ganz wenig english. Immerhin sprachen die freundlichen Angestellten gutes english. So bin ich dann recht gut durchgekommen. Ich wollte zuerst nach den shops schauen und eine Apotheke ausfindig machen. Apotheke ? Hm, ja, war nämlich etwas unvorsichtig (ok, ich gebs zu, eigentlich bescheuert) und hab neue Schuhe angezogen. Das ging ca. 875 Meter lang gut und dann hatte ich die erste Blase. Brauch dringend Pflaster. Leider keine Apotheke gefunden und auf Nachfrage keine gescheite Antwort bekommen. Dann muss ich eben Qualen erleiden, grad selber schuld.

So, einchecken und Gepäckkontrolle ohne Probleme erledigt. Aber Raucherzonen seh ich hier keine. Das wird doch nicht ...
Tatsächlich, keine Raucherzonen. Dafür kann man in den kleinen Kneipen und Caffees eine zischen. Auf ins Caffee und selbigen bestellt. Gibt es aber nicht, ich kann Mokka, Latte Macchiato, Espresso usw. bekommen aber keinen normalen Kaffee.
Dann halt Mokka und einen Aschenbecher bitte. Der Aschenbecher fiel wohl irgendwelchen harten Sparmassnahmen zum Opfer. So gab es nur einen recht abgenudelten Unterteller. Die Kaffeetasse hatte auch schon bessere Tage gesehen. Sauber war se aber. Bis zum Boarding war noch viel Zeit und so bestellte ich einen weiteren Mokka. Eine andere Dame kam in Rekordgeschwindigkeit zurück und präsentierte mir .... die gebrauchte Tasse von eben, gefüllt mit einer rötlich-braunen, leicht transparenten, nicht sehr vertrauenserweckend aussehenden Flüssigkeit.
Auf meine Frage, was das denn sei, erhielt ich einen Schwall chinesisch. Ich hab dann nochmals klar und deutlich gesagt, dass ich gerne einen Mokka hätte. Die Dame schaut mich ganz bestürzt an, entschuldigt sich (wofür eigentlich ?) und bringt mir recht flott den Mokka. Würd ja zu gerne wissen was ihre Kollegin da für mich geordert hat.

Anschliessend das Übliche. Boarding mit Schlangestehen, zu grossen Rucksack in zu kleines Gepäckfach stopfen, mich selbst in den viel zu kleinen mittleren Sitz einer Dreierreihe zwängen und einen stinklangweiligen 100 Minuten Flug hinter mich bringen.

Schlafen war nicht, Sitz zu klein, Flugzeug zu laut und Einlullmusik wurde mir ja untersagt, s. o..

Endlich in Shanghai, raus aus dem Flieger und gschwind zum Klosett, war dringend.
Und dann ... ja, dann steh ich da etwas verloren rum und hab keinen Plan wohin. Erst ma nen Wegweiser suchen.
Während der Suche nen kleinen wir-haben-alles Laden entdeckt. Die hatten wirklich alles, sogar Pflaster, cool.

So, Wegweiser gefunden und die Maglev gesucht. Maglev = Magnetic Levitation Vehicle.
Zu Deutsch: Magnetschwebebahn.
Da war ich neugierig wie die aussieht und abgeht.
Aber vor dem Vergnügen haben erbsenzählende Pfennigfuchser einen langen langen langen Gang mit abgeschalteten Rollbändern vorgesehen. Aua, meine Blasen. Nix gibts, Zähne zusammenbeissen und vorwärts. Nach einem wirklich schmerzhaften Fussmarsch komm ich an den Eingang der Maglev. Der ist total verrammelt und wird von einem schockierenden Schild geziert: The Running Is Over    zu Deutsch: Das Laufen Ist Beendet   oder ganz tragisch: Die Bahn fährt nicht.

Ohh aber wirklich ey, da nehm ich solche Strapazen auf mich und das Ding fährt nur bis 17.32.
‘Und jetzt den ganzen Weg wieder zurück. Das kann ich fast nicht überleben.
Glücklicherweise hatte ich nach meiner Bandscheibenoperation ein Problem mit dem rechten Fuss. Konnte nicht über die Ferse abrollen weil die Nervenverbindung beschädigt war. Der rechte machte immer nur platsch platsch. Daran hab ich mich erinnert und bin ganz genau so jetzt auch wieder geplatscht, musste ja um jeden Fall vermeiden, dass der Schuh noch mehr an der Blase scheuert. Sah aber irgendwie bescheuert aus, platsch, platsch ...

Nächste Herausforderung: Taxi oder Bus. Klare Sache: Taxi. Nur, es ist weit und breit keins zu sehn.
Dann eben den Shanghai Transportation (Group) Service Center geentert und den Ausdruck vom chinesischen Hotelnamen präsentiert, natürlich mit dem Zusatz, dass ich da gerne hin möchte.
Der freundliche Herr hat mir gleich ein Taxi geordert, das auch keine 6 Minuten später da war. Ne, wart mal. Nicht das Taxi war da, nur der Fahrer kam zur Tür reingestürzt, hatte ne Uniform an, dass man ihn fast mit nem Flugkapitän verwechseln konnte. In Shenzhen hab ich noch nie nen Taxifahrer mit Uniform gesehen.
Der freundliche Mensch hat sich gleich meinen Rucksack geschnappt und ist losgerannt. Ja wirklich, so lockeres Jogging Tempo. Ich natürlich gleich protestiert, das geht nicht weil ich kann doch nur platschen ...
Er hats Tempo ein klitzekleines Bisschen zurückgenommen und hat sich dauernd vorwurfsvoll blickend zu mir umgedreht.
Ey Mann, was geht eigentlich ? Der läuft und läuft. Wo hat der denn geparkt ? Nach einigen Minuten (oder Ewigkeiten) erreichen wir das Parkhaus. Ach deshalb hatte der es so eilig. Wollte wohl die Parkgebühr gering halten.
Aber warum zur Hölle fährt er nicht einfach am Eingang vor, so wie das alle machen ? Ich habs nie erfahren.
Und .... den Parkschein durfte selbstverständlich ich bezahlen !!!

Endlich im Taxi. Ein grün-silber lackierter VW. Keine Ahnung was für ein Modell. Muss ein mutierter Bora gewesen sein.
Und kein Gitter, dafür eine halbe Plexiglashalbschale um den Fahrersitz herum. Das sah ja mal voll abgefahren aus.

Der Fahrer schmeisst den Motor an und kaum dass selbiger auch nur zuckt, rauscht er schon los. Warum hat ders nur so eilig ? Licht macht er keins an, aber kaum kommt ein anderes Auto um die Ecke, fängt er herzhaft an zu hupen. Nicht nur einmal.
Da hab ich mich doch gleich wieder heimisch gefühlt. Licht hat er draussen dann aber angemacht, andere dagegen nicht !!
Ja, so ging das dann knappe 30 Kilometer, hupen, aufblenden, mit Fernlicht durch die Stadt, drängeln, abrupt Spur wechseln oder abbiegen, usw. Was war ich froh, dass ich hinten sass.
Aber sie machens ja alle so. Wenn se grade nicht schleichen, dass fahrn se heftig.
Z. B. vier Spuren, 1x LiAbbieger, 1x ReAbbieger, 2x Gerade. Was macht der nette Mensch auf der ReAbbiegerspur ?
Er reisst seine Kiste herum, schneidet alle und biegt eiskalt, über drei Spuren hinweg nach links ab. Da war ein hübsches Quietsch-, Hup- und Schreikonzert. Und “mein” Fahrer war auch nicht besser, was hat der nicht alles getrieben ...

ich kenn ja eigentlich nur Shenzhen. In Hong Kong war ich noch nicht richtig unterwegs. Aber nach der kleinen Episode hier in Shanghai befürchte ich wirklich, dass die überall so fahren. Oh, oh .....

Wie auch immer, auch wenn mein Herzelein ab und an ein wenig schneller schlagen musste (um das Adrenalin im Blut besser zu verteilen), er hat mich unbeschadet am Hotel abgesetzt. Sogar das richtige. Und zur Krönung das ganzen war auch noch reserviert und abgesehen davon, dass ich bezahlen musste, gabs keine Schwierigkeiten. Fast schon langweilig.

Ah, da war doch ein Problemchen. Die Dame an der Rezeption hat sich meinen Reisepass etwas genauer betrachtet und war überrascht wegen der vielen Stempel da drin. Aus welchen Gründen auch immer, sie wollte wissen wann ich das erste Mal nach China eingereist bin. Äh, das ist lange her, keine Ahnung. Und so haben wir viele Minuten damit verbracht den richtigen Stempel zu finden. War gar nicht so einfach.
Übrigens, ich hab se gezählt, sind genau 163 Stempel mit Datumsangabe, die Infostempel wg. Visazeit hab ich nicht beachtet.
Und der Pass war vor meiner Abreise jungfräulich ! Stempelwut zwischen SH und HK, nicht anders zu erklären.

So, das wars für Heute aus Shanghai. Machts gut. Bis denne ....