der erste (ganze) Tag in Shanghai

Montag 21.11.2005

Das war ein ganz normaler Tag.

Angefangen hat er fast ganz normal:
Aufstehen, ins Bad quälen, feststellen dass auch dieses an Reinlichkeit zu wünschen übrig lässt, warn recht viele lange Haare auf dem Boden. Die Silikonfugen waren mehr nicht als vorhanden und überhaupt schien alles vorzeitig gealtert zu sein. Weiterhin feststellen, dass ich Rasierklingen vergessen habe. Klasse Ausrede. Duschgel hab ich nicht vergessen sondern absichtlich nicht mitgenommen. Die Flasche ging nicht zum Schliessen und ich wollte keine Sauerei im Kulturgebeutel haben. Aber das Gel hier ist ja nix. Muss ich nach Feierabend was kaufen und Klingen natürlich.
Und leider gibts hier keinen Fön. Das ist ein echter Nachteil, wenns kalt ist und der Herr eh schon unter anziehendem Schnüpflein leidet.

Kalt isses wirklich, das kann ich euch sagen. Nachts hat es bestimmt nicht mehr als 5 Gr., echt kühl. Tagsüber wirds auch nicht mehr als 12-15. Und laut ist es, das Zimmer liegt im dritten Stock, direkt an einer Strassenkreuzung.
Und natürlich, sie hupen ... War ne unruhige Nacht.

Immerhin war das Frühstücksbuffet westlich orientiert. Gab recht viel was sogar ich zu mir nehmen wollte.
Warum die allerdings am frühen Morgen Maccaroni mit fetter Tomatensosse reinhauen ist mir etwas rätselhaft.

Der Beat hat mich um 8:15 abgeholt, draussen ein Taxi gerufen (Danke, wg. Blasen und so). So nötig wärs aber auch nicht gewesen, wir sind ja nur 5 Minuten gefahren. War noch innerhalb der Grundgebühr. Die übrigens ist geringer als in Shenzhen. Hier macht das nur 10 RMB.

19:20 gemütlich Feierabend gemacht. Der Beat hat sich nochmals vergewissert ob ich denn wirklich alleine zurückfinde.
Mach dir ma keine Sorgen, bisher musste ich noch nie unter der Brücke schlafen.
Und tatsächlich, ohne eine einzige Verirrung direkt zum Hotel gefunden. War ja nur geradeaus und auch nur 15 Minuten.
Was eine Leistung, ey !

Mangels Freude am chinesischen Essen und leichtem Unwillen McD oder KFC aufzusuchen, bin ich losgezogen um ein wenig Vesper in einem Supermarkt zu ergattern. Shopping Malls warn gleich um die Ecke. Die ersten beiden aber ohne Smarkt.
In der dritten wurde ich fündig. Interessant, sogar recht viele Käsesorten hier. Dafür kein Stück Brot.
Immerhin, es gab so ne Art Knäckebrot. Was solls, bisschen Butter drauf dann flutscht das auch.
Noch Rasierklingen und was zum Duschen eingesteckt, n Feierabendbier und Nachtwasser mitgenommen und zur Kasse.
Zurück ins Hotel (ne, ist ja´n Motel, heisst zumindest so) und das karge Nachtmahl begonnen.

Übrigens, neue chinesische Biersorten gabs im Smarkt nicht. Ein paar ausländische aber die wollte ich nicht.
Dafür hab ich auf dem Rückweg einen Zigarettenladen entdeckt. Die Auslage angeschaut und mindestens 20 und mehr unbekannte Sorten entdeckt. Gleich Finger draufgezeigt und geschnattert: ich will die und die und die und die und die .....
Ich war so im Kaufrausch, dass ich erst nach der dritten Wiederholung mitgekriegt hab, wie der Verkäufer mit typisch chinesischem Gleichmut gesagt hat: die sind aus die sind aus die sind aus ....
Hey, wasn das fürn Laden ? Grade 5 Schachteln ergattern können und er hat sich standhaft geweigert mir die Ausstellungsstücke zu verkaufen. Hoffentlich finde ich so einen wieder, dann aber mit grösserem Lager.

Wo war ich ? Ach ja, beim kargen Mahl. Gerade hab ich so richtig den Mund voll, klingelt das Zimmertelefon.
Super, wieder mal beim Essen gestört. Ich nehm den Hörer ab und sag: (mampf) Hallo (mampf) und krieg sofort wieder einen Schwall chinesisch reingeschüttet. Gut, dann halt in english: Hello !
Und es kommt in english zurück: Hello, du ju wont massadsch ?  Oh, no, sänks.   Oh, sorri, gud bei.
Wär ich nicht beim Essen gewesen hätt man das ja überlegen können.

Egal, weiter gehts, nächster kleiner Käse .... Ding Dong ... Ich fass es nicht, es klingelt an der Tür. Hab doch die Massadsch deutlich abgelehnt. Ok, gehn wa mal gucken. Mach die Tür auf, steht da ein ein kleiner Chinese, Lederjacke an, Schultertasche über die Brust gezogen und auf dem Kopf hat er so ne Motorad-Ledermütze mit Augengläsern und Ohrenschützern.
Ich steh da und weiss echt überhaupt nicht was geht. Er grinst mich an, schwätzt auf mich ein und streckt mir ein Flugticket entgegen. Ich denk noch, was ein Service, sie bringen mir tatsächlich mein geändertes Ticket ins Hotel. Aber woher wissen die wo ich wohne ?
--- Zur Erklärung, Simon hatte den Flug bereits gebucht als mir einfiel, dass ich einen Tag länger bleiben sollte. Simon hat gleich beim Reisebüro angerufen und die haben erklärt, ich soll einfach am Abflugtag zum Serviceschalter gehen, ne kleine Umbuchungsgebühr bezahlen und alles wäre in Butter. Und so dachte ich tatsächlich, der freundliche Simon hätte da einen speziellen Service für mich arrangiert. ---
Wie ich zum Ticket greife zieht der junge Mann selbiges geschwind zurück, schaut mich sehr genau an, entschuldigt sich 3mal und geht von dannen ....
Äh, hallo ... in welchem Film bin ich hier ? Und draussen hupen sie fleissig ....
Ob mich noch mehr sprechen wollen ?

Fotos hab ich ein paar gemacht. Vom Zimmer, der Aussicht, dem Heimweg bei Nacht. Vielleicht finde ich ja Morgen ein halbes Stündchen Zeit um einige Tagbilder von der näheren Umgebung zu machen.
Wie auch immer, die Bilder stell ich später ein. Bei der Arbeit hab ich dafür keine Zeit und hier im HoMotel gibts kein Internet.
Hab wohl einige ungesicherte Drahtlosnetzwerke gefunden. Allein, meine bescheidene kriminelle Energie (oder Fachwissen ?) reicht einfach nicht aus um da reinzukommen.