feuchter Sonntag (schwitz)

Ein tückischer Sonntag dieser 14.08.2005

Wer die Stadt kennenlernen will, soll sie zu Fuss erkunden.

Diese (sehr theoretische) Weissheit beschloss ich in die Tat umzusetzen und so hab ich mich auf die Socken gemacht um einen Teil von SZ zu erkunden. Raus aus der Hütte und ab auf die Strasse, Richtung gepeilt und losmarschiert. Na ja, von oben hat das alles recht einfach ausgesehen. Hier unten auf der Strasse muss ich mir eingestehen, dass ich mich mal wieder voll verirrt habe. Und es ist heiss, die Sonne brennt und ich hab kein Plan.

So bin ich den knappe 1 3\4 Stunden durch unbekanntes Gebiet gestürzt bis ich endlich eine bekannte Ecke entdeckt habe. Der Hintereingang zur Metro-Station Hui Zhan Zhong Xin. Ca. 3 Km von meiner Wohnung entfernt. Na toll, so richtig weit bin ich nicht gekommen und dabei noch in Gefahr gelebt. Wär nämlich beinah in meinem eigenen Schweiss ersoffen und dabei gleichzeitig fast verdurstet. Selber schuld wenn man die Getränkeration vergisst.

Nasser Mann was nun ? Wieder ins Apartment oder weiter in die Stadt ?

Erst ma was flüssiges besorgen und die Kehle hinabstürzen.

Nachdem ich wieder einigermassen bei Sinnen war, wollte ich nochmal den Stereoanlagenkauf wagen. Mit der Metro nach
Hua Qiang Lu gefahren (da wo Computer-City ist, gibt natürlich noch andere Läden dort) und die Einkaufsmeile entlang geschlendert.

Und ich sag euch es ist die Stadt der Mobiltelefone. Es kommt mir vor als ob es Millionen davon gibt. Und MP3 Player natürlich, aber nur mit kleinem Speicher, hört in der Regel bei 256MB auf.

Und Stereoanlagen sind wohl nicht so der Renner hier. Das Angebot ist recht übersichtlich, das Design dagegen ist oft chaotisch. Natürlich gibts auch geile Teile, dann aber zu heftigen Preisen und mein Limit lag bei 150 Euro. Das muss reichen, bin ja kein audiophiler mit hohem Anspruch. Nach erfolgloser Suche in mehreren shops bin ich bei e-home fündig geworden. Es war nicht wirklich das was mir vorschwebte aber OK. Die Teile anschauen war wieder ein interresantes Erlebnis, z. B. wegen der vielen VerkäuferInnen die mir zu Hilfe geeilt sind. Nach meinen ersten Worten in english gaben die meisten schnell auf. Manche riefen Kollegen zur Hilfe, andere gaben ihren ganzen Sprachschatz an mich weiter. Z. B. indem sie auf eine Laufwerksblende zeigten wo fett DVD draufstand und dann ehrführchtig DiWiDi sagten oder die seltsame Musik bis weit über jedes erträgliche Klirren aufdrehten und von HiPower sprachen. Die Klangqualität hat aber niemand erwähnt. Ich hab mir dann was nettes rausgesucht und dem Verkäufer gesagt, dass ich das buyen möchte. Gab dann eine mehrminütige Diskussion über was weiss ich alles bis er völlig ungläubig realisierte, dass ich mich tatsächlich entschieden habe und ohne zu feilschen kaufen möchte. Dennoch konnt er es nicht unterlassen mir klar zu machen, dass der Preis nicht verhandelbar sei. Oh boy, zu spät.

Wie üblich, er rief ne Kollegin herbei, die füllte einen Zettel aus, beide (!) begleiteten mich zur Kasse. Dort durfte ich dann sage und schreibe (sag ich doch) eintausendzweihundertachtundneunzig Yuan berappen und bekam ne lustige Quitting für. Hat mich an so ne Quittung ausm Parkautomaten erinnert. Nein, nicht die Kreditkarten ähnliche, eher wie die Papierstreifen wo man sich sein Parkendezeit abreissen kann.

Dann wurde ich höflich zum Warten aufgefordert. Die Dame und der Herr machten sich auf ins Lager. Nach deutlich über 10 Minuten trugen sie mir einen Karton auf. Nein, den durfte ich nicht an mich nehmen, erst wollten sie mir die ordnungsgemässe Funktion der Anlage demonstrieren. Zugegeben, daran hatte ich nicht gedacht (weil ichs nich gewohnt bin) und ehrlich, nach all den fruchtlosen Verhandlungen und Erklärungen (wie verstehn uns eben nicht) hatte ich keine Lust mehr. Trotzdem beschloss ich auf Nummer Sicher zu gehen und das Angebot anzunehmen. Die sich daraufhin mir bietende Szene war schon etwas anders als daheim. Zuerst waren die Dame und der Herr mit auspacken beschäftigt, natürlich auf dem Boden. Nach sehr kurzer Zeit kam ein weiterer Herr hinzu und begann zu helfen. Was natürlich nur in wir-stehn-uns-selbst-im-weg resultierte. Es sah schon lustig aus wie sich die Ware und das Verpackungsmaterial auf dem Boden ausbreiteten. Und nicht etwa irgendwo abseits, ne ne, voll im Verkaufsbereich 2 Meter von der Kasse entfernt.

Ein paar Minuten später kommt ein ernst dreinblickender Mann von der Security des Wegs. Aha, der verscheucht jetzt bestimmt alle und sagt so gehts aber nicht. Nix da, er postiert sich neben die am Boden arbeitenden und beobachtet die Umgebung. Der Sinn der Übung erschliesst sich mir auch jetzt noch nicht.

Zwischenzeitlich beobachte ich mit immer mehr Skepsis wie die anderen die Teile der Anlage auf wackelige Verpackungsstücke stellen. Hoffentlich fällt nix runter und geht dann womöglich noch kaputt.

Endlich haben sie es geschafft, die Anlage ist aufgebaut und verkabelt. Die Dame schaltet ein und das erste was sie macht, noch bevor klar wird ob irgend etwas geht, sie dreht die Lautstärke hoch. Dann erst öffnet sie die  Schublade und legt eine CD ein. Eine kleine Unsicherheit beim finden des Startknopfes und dann sehe ich wie die Spielzeitanzeige die Sekunden zählt. Hören tun wir aber nix. Dies führt zu leidenschaftlichen Diskussionen der drei am Boden sitzenden Mitarbeiter und sie versuchen, alle durcheinander, jeder denkt halt er hat recht, so viel Knöpfe wie möglich zu drücken. Leider ändert sich nix, es kommt kein Laut. Die Dame hat sich jetzt durchgesetzt, die Herren ziehen ihre Hände zurück und überlassen ihr das Feld. Sie wiederum drückt hektisch viele viele Knöpfe und vergisst dem Laser Zeit zur Positionierung und zum Einlesen der Track-Daten zu geben. Nach einer Minute beginne ich zaghaft, so als ob ich es auch nicht wüsste den richtigen Knopf zu drücken. Die Verblüffung der Dame verschafft dem Laser die nötige Zeit und, man glaubt es kaum, wie hören etwas (ein ganz klein wenig). Die Dame zeigt mir was sie draufhat. Mit blitzschnellen Zugriff auf den Lautstärkeregler dreht sie diesen, unter Ausnutzung aller ihrer Hand möglichen Bewegungsrichtungen, mit einem Ruck bis zum Anschlag. Na viel kam da ja nicht. Aber wir waren ja auch in einem grossen Raum, es war laut  und die CD wahrscheinlich leise aufgenommen.

Jedenfalls hat das Ding gefunzt. Und mir wars nur recht, dass ich mit einem mehrmaligen, resoluten OK-OK alle Beteiligten zum Abbruch der Aktion bewegen konnte.

Das Einpacken war ja auch wieder ein Augenschmaus. Kein Vorwurf, wenn ich son Ding einpacken muss, hab ich auch immer Probleme. Welches Styroporformteil kommt jetzt nochmal wohin ? Wie rum war das ? In welcher Reihenfolge war das Zeug eigentlich im Karton ? usw.
Das ist ja normal. Wenn allerdings 3-4 Leute da dran rumwurschteln, bekommt die Aktion eine ganz andere Dimension.
Irgendwann warn se dann soweit. Aber den Karton wollten sie mir immer noch nicht geben. Der freundliche Verkäufer bestand absolut darauf, dass ich als Kunde den nicht tragen dürfe. Und so hat er ihn eben getragen. Rolltreppe runter, raus aufn Vorplatz und Hände ausgestreckt. Er gibt ihn mir nicht und meint er trägt ihn bis zum Bus. Lange Diskussion, dass ich Taxi fahrn will, die Strasse weit weg ist und ich das Ding jetzt selber trage. Endlich hatte er ein Einsehen und ich meinen Einkauf in Händen und bin gleich los zur Kreuzung um ein Taxi zu nehmen.

Was folgte, war das allseits bekannte ich-steh-in-der-falschen-schlange- Spiel.
Egal in welcher Schlange oder auf welcher Fahrspur (im Stau) man steht, auf der anderen Seite geht´s schneller.
Ich stand da so rum und kein Taxi kam vorbei, ausser natürlich an den anderen drei Ecken der Kreuzung. Nach 10 Minuten hab ich mich zur ner anderen Ecke aufgemacht. Ihr wisst was kommt .... da wo ich vorher war herrschte nun Taxischwemme. Ihr könnts glauben oder nicht (ich konnts kaum glauben), ich hab alle vier Ecken der Kreuzung probiert. War ne ca. 40 Minuten Aktion. Und wenn mal ein Taxi frei war oder eins vor mir hielt und Leute ausstiegen, hat der Fahrer immer abgewunken und ist leer weitergezogen. War wohl gerade Schichtwechsel oder irgendetwas anderes wichtiges, was die Taxifahrer davon abhielt Kunden mitzunehmen. Nicht nur ich stand da rum und wurde nicht mitgenommen. Die ich-will-jetzt-taxi-fahrn Chinesen schauten ebenso in die Röhre. Als ich das in aller Konsequenz realisierte, nahm ich mein Karton und bin zur U-Bahn gelatscht. War ziemlich weit und ich anschliessend ziemlich am Ende. Mein t-shirt war völlig durchnässt und der Kartonaufdruck nicht schweissecht. So sah ich eben aus wie Sau, peinlich. Das shirt hab ich gleich entsorgt, wollte weder die (wohl sinnlose) Reinigung riskieren noch mich an diese Strapaze erinnern.

Als ich eeendlich zu Hause war, hab ich einige Kreuze geschlagen.

Erst ma auf die Couch und zwei Flaschen eisgekühlten Tee weggeputzt (interessant, sie haben mich schon etwas assimiliert, trinke nen Haufen Eistee (ohne Zucker) und Milch, deutlich mehr als in Dland)

Und dann die Anlage aufgestellt, paar CD´s gebrannt und und den Rest vom Sonntag mit schöner Musik auf der Couch verbracht.

PS: Dass ich die Anlage auch im Markt im die Ecke (ca. 2 Min. zu Fuss) bekommen hätte, darf ich euch gar nicht erzählen .....

und die bilder unten sind vom handy, geht bestimmt noch besser aber ich kenn mich noch nix aus damit
und die anordnung der teile ist natürlich nur fürs foto, sonst stehen die schon besser positioniert

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